Stadtteilbegehung Nordstadt III
Sonntag, 19. September 2010, 14.30 bis ca. 17.00 Uhr


mit Kunsthistorikerin Claudia Baumbusch und
Obermeister Claus Kuge

Treffpunkt 14.30 Uhr, Haupteingang Hauptfriedhof

Teilnahme frei, Spende erwünscht

Bereits im Jahr 2009 haben wir unsere erste Nordstadtbegehung unternommen, in deren Mittelpunkt
die Wartbergsiedlung stand – heute führt uns Claudia Baumbusch vom Pfälzer Platz über
Hohenstaufen-, Bertholdstraße, Christophalle zur Nordstadtschule.
Anschließend in die Anshelmstraße zur Gedenkstätte für die deportierten Juden am neuen
Güterbahnhof, über das alte Güterbahnhofsgelände danach besichtigen wir die Franziskuskirche.

Zur Geschichte der Nordstadt
Von der Ost- und Kernstadt durch die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs deutlich getrennt, bildet die
Nordstadt mit ihrem urban verdichteten unteren Teil und den offen besiedelten Hängen am Hachel,
Wolfsberg und Wartberg den bevölkerungsreichsten Stadtteil Pforzheims.

Bevor das sprunghafte Stadtwachstum vor rund 100 Jahren die Bahngleise übersprang, war das
gesamte Gebiet durch Gärten, Obstwiesen und Weinberge geprägt. Noch heute gibt es
Kleingartenkolonien und landwirtschaftlich genutzte Flächen nahe der Autobahn. Dieser nördliche Randbereich ist in geologischer Hinsicht bereits zur Karstlandschaft des Kraichgaus zu rechnen.

Schulmittelpunkt der Nordstadt ist der Dreiflügelbau der Nordstadtschule zur Entstehungszeit eine der größten Schulanlagen Badens. Die stadtnahen Wohnviertel der Nordstadt wurden ab 1871 nördlich
der Bahnanlagen projektiert, zehn Jahre nach der Anlegung des Bahnhofs und der Güterstraße. Zeittypische Merkmale dieses gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebietes sind das schematische Straßenraster mit Blockstruktur und die Straßenbenennung nach deutschen Fürsten und Generälen.

Die geschlossene Bebauung mit Stadthäusern setzte im größeren Stil aber erst um 1900 ein und zog
sich bis 1939 hin. Bauherren waren oft Handwerker oder Architekten, die den Hausbau als lukrative Kapitalanlage sahen. Die Nachbarschaft von Wohn- und Arbeitsstätten war ein Charakteristikum
der Goldstadt des frühen 20. Jahrhunderts. Geschlossene Partien der Nordstadt entgingen der flächenhaften Kriegszerstörung und bilden heute ein städtebaulich reizvolles historisches Wohnquartier
mit zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden und Baugruppen. Den wirtschaftlichen Neuaufbau
der Nachkriegszeit repräsentiert hingegen der breitgelagerte Bau der ehemaligen Uhrenfabriken
Laco & Durowe (heute Finanzamt) Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Der Hangbereich zwischen der Wilferdinger Straße und der Hachelallee entwickelte sich zum bevorzugten Wohnquartier. Dort entstanden einige exklusive Villen namhafter Fabrikanten, die mit ihren großen Privatgärten bis
heute Zeugnis von der Blütezeit der Goldstadt ablegen.

Auf dem Bergplateau oberhalb der Nordstadt liegt der Städtische Hauptfriedhof, den man auf Grund seiner landschaftlichen Lage zu den schönsten in Südwestdeutschland rechnen kann. Als Parkfriedhof
mit baumbestandenen Alleen bildet er das umfangreichste Garten- und Flächendenkmal Pforzheims
und besitzt im Stadtraum zugleich eine ökologische Funktion. Die Anlage von 1877 wurde abschnitts-
weise erweitert und erhielt 1915-17 durch die Torbaugruppe mit der Aussegnungshalle ihre stadtbaukünstlerisch eindrucksvolle Ausprägung.

Den Text zur Geschichte der Nordstadt haben wir ausschnittsweise dem Buch von
Dr. Christoph Timm „Pforzheim Kulturdenkmale im Stadtgebiet“ entnehmen dürfen.
Danke dafür.