Matinee zur Stadtgeschichte
Sonntag, 26. September 2010, 11.15 Uhr
PZ Forum, Ecke Luisenstr./Poststr.
mit Günter Beck
„Die Pforzheimer Goldschmiederevolution“ – „zweifelsohne eine maßlose Übertreibung.“ ?
Eintritt frei, Spende erwünscht
„Pforzheim, 2. Mai 1839: Gestern abend… 9 Uhr …versammelten sich einige hundert
Arbeiter durchzogen lärmend die Straßen….zertrümmerten an sieben Wohnhäusern von
Fabrikanten mittelst Steinwürfen Läden und Fenster… Zum Schutz rückte gestern eine
Abtheilung Dragoner vom Regiment Großherzog hier ein“.
Das war Beginn und Höhepunkt der im „Volksmund“ bald ironisch als „Goldschmiedsrevolution“ bezeichneten Vorkommnisse, die in der stadtgeschichtlichen Literatur – wenn überhaupt – meist
etwas spöttisch behandelt werden.
Günter Beck versucht, trotz schwacher Quellenlage, den Vorgang etwas auszuleuchten und in die Pforzheimer Zeitverhältnisse einzuordnen, angereichert mit einigen Lichtbildern.
Anlass für die Goldschmiedsrevolution war, dass am 1. Mai 1839 die führenden Pforzheimer Schmuckfabrikanten ein neues „Arbeitszeit-Regulativ“ durch Anschlag bekannt machten.
Bis dahin betrug der Arbeitstag 11 Stunden.
Jedoch sollte in den Wintermonaten November bis Februar nicht zu lange bei Licht gearbeitet
werden.
Deshalb war in diesen vier Monaten der Arbeitstag kürzer und es wurde am Wochenlohn ein
Tag abgezogen. Wurde trotzdem „in der Weil“ länger gearbeitet wurde nach Stück bezahlt.
Das Regulativ schaffte nun die zunehmende „Weilarbeit“ ab. Stattdessen wurde ganzjährig 11 Stunden gearbeitet. Obwohl die Badische Regierung das einseitige Vorgehen der Pforzheimer Schmuck-Bosse gerügt hatte, blieb diese Arbeitszeit Ordnung bis 1870 in Kraft.
Bemerkenswert ist außerdem, dass sich dieser Streik in Pforzheim an einem 1. Mai, dem heutigen Tag
der Arbeit, ereignete.
Günter Beck stellt in seinem Vortag ebenfalls kurz die Geschichte des 1. Mai vor.