LÖBLICHE SINGERGESELLSCHAFT
VON 1501
PFORZHEIM

 

Dienstag, 18. September 2012
Verlegen weiterer Stolpersteine in der Stadt Pforzheim

“Stolpersteine hier wohnte 1933-1945”

Ein Kunstprojekt für Europa
von Gunter Demnig

Ein Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner,
der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer
im Nationalsozialismus lebendig erhält.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert selbst an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor
ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt.

Bis Juni 2011 hat Gunter Demnig über 30.000 Steine in etwa 750 Städten und Gemeinden in
Deutschland, (hier allein über 650), den Niederlanden, Belgien, Italien, Norwegen, Österreich,
Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn gesetzt. Stolpersteine für Dänemark und Frankreich
befinden sich in Planung.

STOLPERSTEINE ist das größte und einzige dezentrale Kunstwerk Europas.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter Demnig.

Mit den Stolpersteinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die
einst hier wohnten.

www.stolpersteine.com

Gunter Demnig verlegt im September 2012 ca. ein weiteres Dutzend Stolpersteine
in Pforzheim.
Den genauen Zeitplan entnehmen Sie bitte der lokalen Tagespresse und dem
Internet der Löblichen Singergesellschaft:

www.loebliche-singer-pforzheim.de

Wenn Sie an der Verlegeaktion dabeisein möchten, sind Sie herzlich willkommen.

Früher wohnten sie in ihren Häusern, vielleicht nebenan, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.
Auch in unserer Stadt. Immer weniger Menschen erinnern sich noch daran.

Seit langem wissen wir, dass damals neben dem millionenfachen Mord an europäischen Juden
auch Sinti und Roma, geistig behinderte Menschen, psychisch Kranke, Homosexuelle, Zeugen
Jehovas, ausländische Zwangsarbeiter und politisch Verfolgte zu den Opfern zählten.

Die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft ging der Auseinandersetzung mit ihrer nationalsozialis-
tischen Vergangenheit weithin aus dem Wege. Weder das Ausmaß der Vernichtung noch die
grausamen Begleitumstände wurden somit angemessen verarbeitet.

Jahrelange Nachforschungen engagierter Bürgerinnen und Bürger haben zu verwertbaren Informationen
über Opfer des NS-Regimes in Pforzheim geführt. Unterstützung gab das Stadtarchiv Pforzheim,
das selbst seit vielen Jahren über Verfolgung und Widerstand forscht.

2007 fand die „Initiative Stolpersteine“ Trägerschaft durch die Löbliche Singergesellschaft von
1501 Pforzheim und offizielle Unterstützung durch den Gemeinderat der Stadt Pforzheim.

Am 13. März 2008 wurde mit 13 „Stolpersteinen“ das größte und einzige dezentrale Kunstwerk
Europas für die Pforzheimer Öffentlichkeit unmittelbar erlebbar, erfahrbar.
Die ersten vier Stolpersteine für die jüdische Familie Eckstein, wurden auf dem Platz der Synagoge verlegt. Der Rabbiner der Israelitischen Kultus­gemeinde Pforzheim, ein evangelischer und ein
katholischer Geistlicher sprachen im Andenken an die Opfer Gebete.

Am 28. Mai 2009, am 28. April 2010 und am 27. Januar 2011 wurden weitere 92 Stolpersteine
durch Gunter Demnig in Pforzheim verlegt.

In über 650 Orten Deutschlands sind inzwischen über 25.000 „Stolpersteine“ verlegt.
Als der Kölner Künstler Gunter Demnig im Jahre 1993 sein Projekt „Stolpersteine“ entwickelte,
wollte er vor allem in der jüngeren Generation ein neues Bewusstsein schaffen für einen versöhnlicheren
Umgang mit der Last der Vergangenheit.

Künstlerisch gestaltete Pflastersteine werden in Gehwegen verlegt, in unmittelbarer Nähe zu den
damaligen Wohnungen oder Arbeitsstätten der Opfer. Auf jedem Stolperstein stehen Name,
Lebensdaten und Schicksal. Diese knappen Hinweise entreißen die Toten einer rein statistischen Betrachtung und geben ihnen ihre menschliche Würde zurück. Nicht als Grab- oder Gedenkstätten
sind die Stolpersteine gedacht. Sie wollen nicht die einstigen Täter anprangern oder gar eine ganze Generation von Mittätern belasten.

Als Stolpersteine im übertragenen Sinn fordern sie unsere Aufmerksamkeit im Vorübergehen. Stolpersteine wollen Fragen und Diskussionen auslösen: Was war? Warum? Was können wir tun,
damit so etwas nicht mehr passiert!

Vielfach haben Schulklassen Stolperstein-Projekte gestaltet und dabei lokale Vorgänge aufgedeckt:
In Pforzheim haben u.a. Schülerinnen und Schüler der Osterfeld-Realschule gemeinsam mit ihren
Lehrerinnen und Lehrern im Rahmen einer Projektarbeit die Schicksale jüdischer Bewohner des
Hauses Bertholdstraße 4 recherchiert. Und sich durch diese Arbeit im Jahr 2011 den
Stadtgeschichtlichen Georg-Simler-Preis der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim/
dem Förderverein des Stadtarchivs Pforzheim/ der Reuchlin Gesellschaft Pforzheim, erworben.

Auffallend ist die Betroffenheit, mit der junge Menschen 70 Jahre nach KZ und Holocaust das
Schicksal der Opfer nachempfinden und darüber nachdenken, wie das alles überhaupt möglich
wurde.

Oft wird berichtet, dass so ein neues Bewusstsein für demokratische Wachsamkeit und Zivilcourage gewachsen ist.

Finanziert wird die Aktion Stolpersteine in Pforzheim ausschließlich durch Patenschaften und
Spenden von Einzelpersonen oder Institutionen.

Für das Verlegen eines Stolpersteins bitten wir um Übernahme einer Patenschaft
in Höhe von € 185,-.

In dieser Patenschaft sind die direkten Herstell- und Verlegekosten enthalten sowie die
Neben- und Folgekosten der Aktion.

Wir danken für Ihre Spende oder Patenschaftsüberweisung auf Konto:

Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim
Stichwort: Stolpersteine
Sparkasse Pforzheim Calw
Konto: 1810510,
BLZ: 666 500 85


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Ein Stolperstein in der Leopoldstraße 11 erinnert an Luise Neuburger
Gunter Demnig

von links: Dr. Heinz Reichert und Martin Schäfer von der Initiative Stolpersteine Pforzheim und der Rabbi der israelitischen Kultusgemeinde Pforzheim beim gemeinschftlichen Gebet
auf dem Platz der Synagoge

von links: die beiden Obermeister Frank Hirschfeld, Claus Kuge und Oberbürgermeister Gert Hager

von links:: Hans Mann,
Hans Martin Schäfer,
Christa Mann

Gerhard Brändle, Osterfeld Realschule

links: Gerhard Baral, Kulturhaus Osterfeld

rechts: Andrew Hilkovitz
von der israelitischen Kultusgemeinde Pforzheim


Ausdrücklich wollen wir uns bei den zahlreichen Spenderinnen und Spendern bedanken, die mit kleineren Beträgen die Initiative Stolpersteine in Pforzheim unterstützen
.
Ohne sie alle wäre die Durchführung dieser Aktion nicht möglich