Matinee zur Stadtgeschichte
Stadtteilbegehung Nordstadt
Sonntag, 26. April 2009
mit
Claus Kuge, Obermeister der Löblichen Singer
Claudia Baumbusch, Kunsthistorikerin
Damit die Pforzheimerinnen und Pforzheimer ihre Stadt besser kennen lernen, hat Obermeister
Claus Kuge das Konzept der Stadtteilbegehungen entwickelt.
Gemeinsam mit Claudia Baumbusch führt er durch die Stadt- und Ortsteile Pforzheim.
Nach Arlinger, Dillweißenstein, Eutingen, Rod und Hohenwart stand die erste von insgesamt 3 Nordstadtführungen auf dem Programm.
Größter Stadtteil der Pforzheimer Kernstadt ist die Nordstadt.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts dehnte sich die Stadt nach Norden, jenseits der Bahngleise aus.
Zuvor bestand das Gebiet aus Gärten, Obstwiesen und Weingärten.
Nach dem 2. Weltkrieg gehörte die Nordstadt zu den weniger stark zerstörten Bereichen; ganze
Partien entgingen der Kriegszerstörung. Die Nordstadt ist heute historisches Wohnquartier mit
zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden und Baugruppen, besonders im urban verdichteten
Bereich im unteren Teil der Nordstadt und im oberen Bereich der Wartbergsiedlung.
Die Straßen wurden nach deutschen Fürsten und Generälen wie Bismarck, Roon etc. benannt.
Der einzige historische Überlandwegweiser Pforzheims, ein Sandsteinpfeiler, steht auf dem Grün
zwischen zwei Straßen gegenüber dem Cafe Hasenmeyer – mit eingravierten Entfernungsangaben
nach Pforzheim, Bauschlott, Bretten und Kieselbronn.
Die Brettener Straße ist Teilstück der urkundlich bezeugten “Rheinstraße” und war im Mittelalter Fernhandelsstraße von Bruchsal über Bretten nach Pforzheim. Seit 1874 als Brettener Straße
bekannt. Die Bebauung hat ca. 1920 begonnen.
Der Wartbergturm, ein 11 m hoher Rundturm, entstand im Hoch-Mittelalter als Wach- und
Signalturm, gehörte zum Befestigungssystem von Pforzheim, als vorgeschobener Beobachtungs-
und Verteidigungsposten bei überraschenden Angriffen.
Charakteristisch für diesen Stadtteil ist die Wartbergsiedlung, die als eine der Wohnsiedlungen
der 1919 gegründeten Gemeinnützigen Baugesellschaft Pforzheim-Stadt entstanden ist, mit dem Ziel, Mietwohnungen und Eigenheime für einkommensschwächere Bevölkerungsschichten zu schaffen.
Das Baugelände am Wartberg war 1919 pro Quadratmeter zu 2,50 Mark zu erwerben – zum
Vergleich: der Quadratmeter kostete im gleichen Jahr an der Wurmberger Straße 2,- Mark und
am Arlinger Weg 2,90 Mark.
Die typisierten Einfamilien- oder Doppel-Häuser wurden mit Bruchstein Mauerwerk gebaut und
oben verschindelt. Um die Frage der Materialbeschaffung zu lösen, hat die Stadtverwaltung einen
Kalkofen und einen Steinbruch erworben – die Ziegelsteine wurden in eigener Regie hergestellt
und das benötigte Bauholz aus den städtischen Waldungen beschafft.
Der Weg führte die ca. 35 Teilnehmer und Teilnehmerinnen vom Cafe Hasenmayer durch die Schauinslandstraße, Oberer Wingertweg, Heinrich-Wieland-Allee, die Friedrich-Ebert-Straße,
durch die Bernhardstraße am Felsenkeller vorbei, in die Rudolfstraße, das Wolff’sche Gebäude an
der Hohenzollernstraße, und endete in der Zähringerallee.
Die zwei weiteren Nordstadtbegehungen werden 2010 stattfinden.
Fotos: Dieter Wenzel
Copyright:
Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen oder
Netzwerken, Wiedergabe auf elektronischen, fotomechanischen oder ähnlichen Wegen, Funk oder Vortrag
– auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.