Ich zeige etwas aus der Wirklichkeit,
was nicht oder zu wenig gesehen worden ist.
Ich nehme ihn, der nur zuhört, an der Hand
und führe ihn zum Fenster …
stoße das Fenster auf und zeige hinaus.
Ich habe keine Lehre, aber ich führe
ein Gespräch
(Martin Buber 1878-1965)

Neues Licht erstrahlt in und um die Schlosskirche. Gehen wir gemeinsam mit dieser hellgewordenen Hoffnung in das Neue Jahr 2004. Nehmen wir uns an die Hand – wie es unser Singerzeichen weist, führen die wichtigen Gespräche. Unterstützen wir Löblichen Singer auch in diesem 504. Singerjahr die Privatinitiative, das ehrenamtliche Engagement, den Bürgersinn für das Gemeinwohl in dieser Stadt Pforzheim.

Nutzen Sie die Gelegenheit als Singer in ihren Familien, ihren Wirkungsstätten, im Beruf und im Verein, Mut und persönlichen Willen aufzubringen, um positiv für Pforzheim und seine Umgebung zu wirken.

Sie haben es in überzeugender Weise auch im vergangen Jahr bewiesen. Viele von Ihnen wurden deshalb namentlich in den Pforzheimer Tageszeitungen genannt.

Deshalb ist die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim als die älteste Bürgerbewegung Deutschlands stolz auf ihre Mitglieder.

Das stille Wirken muss aber ebenso hervorgehoben werden.

Dafür möchte ich – auch im Namen der Vorstandsmitglieder – gleich zu Anfang unserer Jahreshauptversammlung herzlich danken.

Zur heutigen Jahreshauptversammlung darf ich Sie alle aber herzlich begrüßen.

Namentlich begrüßen möchte ich

– den Vertreter der Stadt Pforzheim, unseren Singer, Herr Bürgermeister Gert Hager

– Herr Landrat Karl Röckinger und seinen Vorgänger im Amt, unseren Singer Werner Burckhardt.

– den heutigen Referenten, Herr Privatdozent Dr. Günter Frank, Kustos des Melanchthonhauses Bretten.

– die Musikanten der Melanchthonstadt Bretten, welche den Auftakt bei uns zu
– 500 Jahre Peter und Paul Fest – bilden.

– ich begrüße alle Gäste und die Vertreter/innen der Presse (der Medien)

Für die langjährige Treue und Unterstützung unserer Arbeit möchte ich heute unseren Singer
Karl Eugen Panitz
ehren.
Lieber Karl Eugen, im Namen des Vorstandes beglückwünsche ich dich zu deiner 50-jährigen Mitgliedschaft

An dieser Stelle möchte ich aber auch über das Totengedenken hinaus unser langjähriges Vorstandsmitglied
Heini Meybier
in unser Gedächtnis rufen.

Er war es, der mit mir zusammen in den 70-iger Jahren die Singerhilfe weitergeführt hat und vielen „verschämten armen Mitbürgern“ geholfen hat.

Seine profunde Kenntnis und Liebe zur Musik halfen uns jahrzehntelang zu jeder Jahreshauptversammlung eine ausgewählte musikalische Begleitung zu erhalten. Wir wollen unseren Verstorbenen Heini Meybier in bester Erinnerung bewahren.

Meine Herren, liebe Gäste, auch wenn ich für uns alle der Hoffnung das Wort redete, so möchte ich doch betonen, dass es in dieser Stadt nicht mehr gelingt, alle Bürger mitzunehmen.

Viele Bürgerinnen und Bürger können ihren Alltag nicht mehr alleine meistern. In schonungsloser Aufrichtigkeit ist im Bericht zur Einbringung des Haushalts 2004 von der Frau Oberbürgermeisterin
Christel Augenstein nachzulesen, dass bis 2007 die Rücklagen der Stadt aufgebraucht sein werden, sollte sich nichts bessern.

„Diese ungeschminkte Wahrheit“ – wie es ein Journalist auch ausdrückt – muss uns geradezu zusammenschweißen.

Die Lasten sind größer geworden, aber die Schultern nicht breiter.

Trotzdem setze ich auf die noch breite Masse der verantwortlichen Bürger, welche den Aufruf zum Spenden, zum Zupacken und Sponsern bereitwillig annehmen.

Die Löblichen Singer helfen als Privatpersonen – meist ungenannt.

Die Löbliche Singergesellschaft wirkt aus der Gemeinschaft heraus !!

Die Möglichkeit des Sozialsponsorings will Firmen und Organisationen und Privatpersonen gleichermaßen ansprechen auch zur Imagebildung.

Deshalb war es an der Zeit, dass wir in einer der Matineen auf die Möglichkeit der Stiftungen in unserer Stadt aufmerksam machten und damit auch bereits gute Erfolge verzeichnen können. Stiftungen gründen und das „Speisen von vorhandenen Stiftungen“ sind das bürgerschaftliche Engagement im 21. Jahrhundert. Sie sind nie Selbstzweck.

Wir müssen gerade heute bei der Eröffnung der 5. Vesperkirche erkennen, dass es noch eine lange Zeit so bleibt – es ist ein „harter sozialer Kern äußerst hilfsbedürftig“.

Das zeichnet aber auch das Städteleben aus, dass oft größere Aufgaben dieser Art hier zu bewältigen sind, als in den Gemeinden der Landkreise – nicht umsonst spricht man ja auch vom „Speckgürtel“.

Hier darf ich betonen, dass wir zum neuen Landrat Röckinger und seinem Archivar Huber Kontakt aufgenommen haben, um unseren weiteren Aufgaben – der Förderung der Stadtgeschichte – gerecht zu werden.

Wir konnten anregen, dass in Zusammenarbeit ein Faltblatt über die Zeugnisse der Römer entstehen soll – angefangen von der Villa Rustica im Hagenschieß über den Kappelhof bis nach Enzberg und Wilferdingen.

Ebenfalls sollte ein neues Faltblatt zur Eppinger Linie, welche ja auch die Gemarkung Pforzheim betrifft, in Angriff genommen werden. Weitere Kontakte und Zusammenarbeit in Sachen dieser Veröffentlichungen sind mit Archivar Huber geplant.

Bürger wollen helfen, das zeigt sich an den vielen Aktivitäten, die wir bei der Vorstandsarbeit begleiten dürfen.

Bürger wehren sich aber auch !
– Gegen die Verschmutzung !
– Gegen Schmierereien aller Art !

So sind wir solidarisch zu „Pforzheim Mitgestalten“, welche zusammen mit dem Citymarketing anstrebt, dass der Verschmutzung in der Innenstadt gegengesteuert wird.

Wir haben spontan unsere finanzielle Unterstützung zur Anschaffung des Anti-Graffiti-Mobils geleistet.

Die Zusammenarbeit mit Politikern und Justiz wirkt sich bereits nach Mühlacker und Tiefenbronn aus.
Somit darf ich Ihnen unsere weiteren Beiträge zur Unterstützung der meist ehrenamtlich wirkender Bürger und Bürgerinnen und ihrer Institutionen nennen:

Unterstützung erhielten:
– Jugendmusikschule
– Deutsch-Russische Gesellschaft
– Vesperkirche
– Brötzinger Schule und Maihäldenschule
– Nordstadtbürgerverein
– Familienzentrum in der Au
– Insel-Grundschule
– Kulturhaus Osterfeld
– Bürgerverein Dillweißenstein
– Elternschule
– Oratorienchor und Open Air Konzert
– Museum gegen das Vergessen (DDR-Museum)
– Stadttheater Pforzheim
und wir haben eine ganze Reihe stiller Hilfen geleistet!

Heute möchte ich an alle Bürgerinnen und Bürger apellieren. So wie es gelungen ist viele Abonnenten wieder ans Stadttheater zu binden, muss es gelingen, dass sich viele Besucher und Spender sich für die Lebensfähigkeit des Kulturhauses Osterfeld einsetzen.

Hier ist unser Ruf an die ganze Region Nordschwarzwald gerichtet, denn daher bezieht diese Einrichtung ihre Besucher zu großen Teilen.

Zusammen mit den „Freunden der Schlosskirche“ rufe ich zur finanziellen Unterstützung auf, damit der Spatenstich zur Errichtung des Reuchlinkollegs südlich der Schlosskirche noch in diesem Jahr beginnen kann.

Eine größere bereitgestellte Summe der Löblichen ist hiermit offiziell zugesagt.

Das zukünftige „Leben und Wirken“ in diesem Reuchlinkolleg ist der breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt gemacht worden. Vielleicht läßt sich heute vom Referenten aus Bretten einiges erfahren und übertragbar machen für Pforzheim.

Es ist der Regie für unsere heutige Jahreshauptversammlung gelungen, dass unser neuer Kulturbürgermeister gleich im 1. Jahr seiner Amtszeit zu uns spricht.

Als unsere Anregung bleibt erhalten und wir wünschen uns immer noch ein Johannes Reuchlin Stipendium – möglicherweise finanziert durch die Banken und Sparkassen.

– ein großes Jahresprogramm mit vielen Trägern während des Reuchlinjahres 2005

– ein Renaissancefest!

– Ein Sommerprogramm beginnend schon 2004 um die Schlosskirche unter dem Titel:
„Serenaden im Schlosskirchenpark“

Zur Aufführung können gelangen:
– historische Tänze
– markgräfliches Leben
– moderne Tänze
– leise und laute Musik
– Turmblasen vom Verwaltungsgebäude der Stadtbau GmbH
u.v. mehr

– Nachdem die „Einnehmerei“ jetzt auch für den Leib sorgt, kann es uns Pforzheimern gelingen, auch noch die geistige Stätte Reuchlins wieder erlebbar zu machen.

Es muss also gelingen, den Geist des Humanismus, der Renaissance in vielfältiger Weise erlebbar zu machen.
– Das Leben in der aufbrechenden Neuzeit an vielen Stationen der Stadtgeschichte vermitteln, ist unsere verantwortliche Aufgabe.

Dazu gehört auch der immer wiederkehrende Wunsch nach Öffnung der Gruft in der Schlosskirche. Wir unterstützen hier auch den neuen Pfarrer an der Schlosskirche, unseren Singer Bruno Dörzbacher.

Zusammen mit allen Verantwortlichen rufen wir die Bürgerinnen und Bürger auf, helfen Sie mit, damit die Möglichkeit zu lesen in den Stadtteilen erhalten bleibt.

Es sind auch Singer und ihre Frauen, die sich für die Erhaltung dieser Lesemöglichkeiten einsetzen.

So wie es in den 50-iger Jahren gelang, Flüchtlinge und DDR-Übersiedler zu integrieren, muss es auch gelingen, den heutigen Kindern und Jugendlichen in allen Facetten das Lesen und Schreiben beizubringen.
Deshalb haben wir an manchen Schulen ein Zeichen der Hilfe gesetzt. Um Pforzheimer Geschichte kennenzulernen trägt auch neuerdings der Band:
„Kinder, das ist Pforzheim bei.“

Unser namhafter Beitrag hilft mit den Preis erträglich zu gestalten und wirkt, dass viele Schulen Klassensätze erworben haben.

So nebenbei – Vorstandsmitglieder und der Obermeister – lesen in Altenheimen und Altenbegegnungsstätten – es ist erfrischend, wie Erinnerungen wach gerüttelt werden.

Wir freuen uns über die Entwicklung am Leopoldplatz, nachdem die Fassade des Industriehauses wiederentsteht, über die Entwicklung zu einer Gemeinde bezogenen Synagoge nicht weit von ihrem früheren Standort.

Wir wünschen der jüdischen Gemeinde und dem Verein „Pro Synagoge“, dass es gelingen möge – nicht nur während der Woche der Brüderlichkeit eine stärkende Stätte des Glaubens, der Bildung und der Tradition für Pforzheim zu werden.

Wir freuen uns, dass das älteste erhaltene markgräfliche Bauwerk – der Archivturm so gut integriert ist in die Einnehmerei = Wirtshaus.
Der Vorstand mit Damen hat bereits dort “getagt“, und es wird im Sommer dieses Jahres auch in der „Landschaftsstube“ unter den von uns gespendeten Radleuchtern eine Vorstandssitzung wiederholen.

So wünschen wir dem alten und dem neuen Gemeinderat gute Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Reuchlinhauses als Teil einer attraktiven Pforzheimer Museumslandschaft. Dies gilt natürlich auch dem im Dornröschenschlaf liegenden Stadtarchiv.

Ebenfalls möchten wir betonen, dass die eingemeindeten Stadtteile unsere geneigte Aufmerksamkeit haben, deshalb waren wir sehr beeindruckt von der „Alten Mühle – dem ehemaligen E-Werk“ in Eutingen.

Im Arbeitskreis „2005 – Reuchlinjahr“ wird der Blick nach vorne gerichtet und hat bereits hervorragende Planungen entwickelt – sie werden zu gegebener Zeit spätestens ab Ende Januar über das Internet alles darüber erfahren.

Ja, Sie haben richtig gehört !
Unsere „alte“ Gesellschaft wird sich in modernster Form präsentieren.

Claus Kuge und sein CKK!-Team haben hier hervorragendes geleistet.
Wir werden in professioneller Form umfassend informiert, aktualisiert und archiviert. Freuen Sie sich auf die öffentliche Freischaltung im PZ-Forum Ende Januar.

Im letzten Jahr haben wir zusammen mit den Singerfreunden Dr. Rösch und Gerhard Görlich von der deutsch-ungarischen Gesellschaft wieder eine erlebnisreiche Begegnung der Partnerschaft mit dem Komitat Györ – Moson – Sopron gehabt.

Unserem verstorbenen Singer Gerhard Görlich sei an dieser Stelle in der Jahreshauptversammlung nochmals gedacht.

In diesem Jahr setzen wir die „neue Tradition“ fort und bieten eine Reise in die Partnerstadt Vicenza an. Die Kunsthistorikerin Regina M. Fischer wird uns begleiten und sachkundig führen. Dabei wollen wir dem europäischen und olympischen Gedanken nachgehen.
Wir fahren auf das griechische Festland und besuchen moderne und alte Olympische und kulturhistorische Stätten Griechenlands.

Wir pflegen den Blick in die Stadtgeschichte, wir weisen auf die Entwicklung in die Gegenwart hin, wir wollen dabei aber auch verbinden.
So wünsche ich mir für den 23. Februar 2005 eine gute Vorbereitung.
Unser Vorschlag ist, dass am 60.Jahrestag der Zerstörung Pforzheims der Besuch des Pfarrers Fritz von der dann schon fast wiederaufgebauten Frauenkirche zu Dresden erreicht werden kann. Eine Abordnung einer Dresdner Delegation und ein Rahmenprogramm zur Begegnung von Menschen aus beiden zerbombten Städten könnten die Geschichte lebendig erhalten.

Ich komme zum Schluss.
Nahezu 1.000 Besucher haben auch im abgelaufenen Jahr Kontakte jeglicher Art mit den Angeboten unserer Gesellschaft gefunden.

Durch Tod, Wegzug und auch durch finanzielle Nöte von Singern – dennoch müssen wir unsere Mitgliederzahl am Ende des Jahres nur unmerklich nach unten korrigieren.

Ich rufe Sie deshalb alle auf – werben Sie für die gute Sache, werben Sie für die „Löbliche Sache“

Leider mussten wir uns auch im Vorstand von unserem jungen agilen Obermeister Olaf Schulze trennen, nachdem er uns mitteilte, dass die vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben nicht mehr mit seinem persönlichen Fortkommen im Einklang zu bringen waren.
Aber später mehr durch Olaf Schulze selbst.

So darf ich uns allen im Namen des Vorstandes, Ihnen und Ihren Familien, den Musikanten, dem Referenten hier im Saal und daheim das Beste, Gesundheit und Wohlergehen im persönlichen und beruflichen Bereich wünschen.

Vielen Dank!
(Es gilt das gesprochene Wort!)

Copyright:
Alle Rechte vorbehalten.
Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen oder Netzwerken, Wiedergabe auf elektronischen, fotomechanischen oder ähnlichen Wegen, Funk oder Vortrag – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.

Nach oben