Bericht über die Kultur-Reise nach:
Dresden – Prag – Bratislava – Györ – Eisenstadt
Samstag, 16. September bis Sonntag 24. September 2006
Mit Obermeister Frank Hirschfeld und Kunsthistorikerin Regina M. Fischer M.A
Die Reise der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim, unter der Leitung des
Obermeisters Frank Hirschfeld und der Pforzheimer Kunsthistorikerin Regina M. Fischer,
vom 16.-24./25. September 2006 war ein voller Erfolg.
In 9 Tagen kam der Anspruch – Kunst, Kultur und Genuss zu erleben – voll zur Geltung.
Zahlreiche Eindrücke mit tiefer Wirkung auf die 20 Damen und Herren aus Pforzheim und
Umgebung prägten die herzliche Verbundenheit in den besuchten Städten und Regionen.
In Dresden waren der Besuch der Oper „Falstaff“ in der Semperoper und die geistliche Musik
mit Gottesdienst in der Frauenkirche ein erster Höhepunkt.
Gutes Essen in herausragendem Ambiente des familiengeführten Hotels Pattis und die
kunstgeschichtlichen Beiträge setzten schon hier die ersten Akzente.
Die detaillierten Abläufe und Vorbereitungen wurden mit der Begegnung von
Frau Dr. Blanka Horáková in Prag, Brünn und Bratislava unter Beweis gestellt.
Die Geschichte Europas nach dem 2. Weltkrieg, der Wiederaufbau zerstörter Städte
wie Dresden und die wiedergewonnene Freiheit in den Staaten Tschechien, Slowakien
und Ungarn wurde von den Gästen aus Pforzheim bewundert durch gemeinsame Gespräche
und Begegnungen im Primatorsaal des Sophienpalastes in Prag.
Der Besuch des Judenviertels in Prag, die jahrhundertealte Besiedlung und Wirkung des
Hradschins oder die vielen Jugendstil- und Rennaissancefassaden in der Goldenen Stadt
wurden durch die dortige Reiseleiterin wunderbar erklärt und von Frau Fischer ergänzt.
Das Klavierkonzert in der Laurenzius-Kirche und der herausragende Vortrag zum Prager
Frühling im politischen sowie dem musikalischen Kontext war Anlass den Prager
Gesprächspartnern die Aufgaben und Ziele der „Löblichen“ zu erläutern.
Jeder Tag hatte seine eigenen Höhepunkte.
Erst recht die unbekannte aber liebenswerte Stadt Brünn.
Hier begann die Geschichte der KuK-Monarchie zu wirken, welche sich bis Eisenstadt
über Bratislava und Györ hinzog.
Die Schiffstour auf der Donau vor der Silhouette der Hauptstadt und die Fahrt zur
Burg Devin zeigten die geschichtlich wichtigen Stationen der Slowakei auf und im
historischen Stadtkern von Bratislava erlebte die Gruppe die sprichwörtliche Gemütlichkeit
vergangener Tage.
Ein restaurierter Innenhof aus der Renaissance in Bratislava
Auch war ein gemeinsames Abendessen im architektonisch interessanten Kellergewölbe
des „Fish Gate“ angesagt, ein Ambiente, das auch Regierungsmitglieder des jungen
EU-Staates Slowakien schätzen.
Es war der ausgesprochene Wunsch von Frau Dr. Horáková, dass wir die Region um
Milotice erleben. 6 Gemeinden an der Grenze von Tschechien und Slowakien fanden
sich zusammen um den Aufbau in eine neue Zeit gemeinsam zu entwickeln.
Bild links: Musikalische Begrüßung vor dem Schloss von Milotice, Tschechien
Bild rechts: “Brot und Salz – Gott erhalt’s” – Frau Dr. Horáková und die Schlossverwalterin
Die Bürgermeisterin von Milotice empfing nach einer Schlossbesichtigung im Fürstensaal
die Pforzheimer Gruppe.
Die nochmalige Begegnung in einem Weinberg und seinem 200 Jahre
alten Weinkeller brachte wiederum eine menschliche, hochkarätige Situation zustande,
begleitet von singenden und tanzenden Kindern in Originaltrachten. Der Empfang wurde
auch hier durch Pforzheim typische Gastgeschenke belohnt.
Bild links: Originaltachten, Originaltänze und -Musik in Milotice, Tschechien
Bild rechts: Ein Pforzheimer wird “Winzer”
Eine Winzerin in selbstgestickter Tracht und ihr schmuckes Häuschen
In diese Begegnungsreihe passte dann am 7. Tag der Empfang in Györ, der Partnerregion
von Pforzheim/Enzkreis, mit dem Komitat Györ-Moson-Sageron.
Der Vizepräsident Ivanics des Komitats und seine ausgezeichnete Dolmetscherin Varga
fanden trotz heißem Wahlkampf (Kommunalwahlen) Zeit, um die freundschaftlichen
Beziehungen zu bekräftigen.
Musikalische Genüsse zogen sich durch die ganze Reise. So war nach einem Stadtrundgang
in Györ auch eine ungarische Operette in neuer Version im Theater des sozialistischen
Baustils unabdingbar.
Für viele wurde auch der Besuch des berühmten Ballets von Györ zum bleibenden Erlebnis.
Die Geschichte der früheren sozialistischen Staaten wurde bei dem Vortrag des
deutsch-ungarischen Weltbürgers Antal Szalay am vorletzten Tag bewusst gemacht.
Im neuen Firmengebäude der Firma Provertha (Pforzheim-Büchenbronn) in Kapovar
war wieder Gastfreundschaft pur angesagt.
Bild links: Fleißige Ungarinnen in der Firma Provertha in Kapovar
Bild rechts: Im Hofgelände bestaunten die Gäste die Plastik von Frau Szalay. Eine Darstellung zum
Gedenken an den 50. Jahrestag des Ungarischen Aufstandes 1956.
Auch dieser Tag war prallgefüllt durch die Erinnerung an die Öffnung des Grenzzaunes
zwischen Westungarn und Österreich bei Sopron im August 1989.
Eine Ergänzung zum Besuch der Deutschen Botschaft in Prag, in der damals 6.000 Botschaftsflüchtlinge den Ruf erhörten: „Ihr könnt ausreisen“! und der Beginn der Wiedervereinigung von Deutschland im neuen Europa bewirkte.
Singer vor der Deutschen Botschaft auf der Kleinseite in Prag
Musik – Musik – Musik im legendären Esterhazy-Schloss zu Eisenstadt beim Konzert eines Streichertrios bzw. Quintetts mit Pianobegleitung aus der Feder von Joseph Haydn schloss sich
am Abend des 8. Tages an.
Bild links: Esterhazy-Schloss in Eisenstadt mit Haydnsaal
Bild rechts: Bibliothek im Stift Melk – nur 2 Säle sind öffentlich
Die Kirchengeschichte in Eisenstadt auf dem Kalvarienberg wurde unvorbereitet nochmals
bestärkt beim sonntäglichen Besuch des Stiftes Melk am letzten Tag.
Eine Pracht architektonischer Meisterleistung tat sich auf, nachdem jetzt alle Restaurationen
vollendet sind. Die Bibliothek und die Klosterkirche bestaunten am wiederum sonnigen Tag
hunderte Besucher.
Für alle unerwartet aber zu höchstem Lob hinreißende Äußerungen brachte dann noch der
Abschluss bei Koslowski’s „Kochen & Kunst im Alpenhof“ in Frasdorf am Chiemsee.
Neben der anstehenden Geburtstagsfeier fand nochmals ein genussreiches Abendessen statt,
begleitet von einer Mezzosopranistin und einer Pianistin.
Zu aller Überraschung bildete noch das Duett, verstärkt durch Herrn Koslowski selbst,
einen würdigen Abschluss einer facettenreichen, aber rundum gelungenen, anspruchsvollen
Reise der Singer und den Gästen. Bereichert trat die Gruppe im Eberhardt-Bus die Heimreise
an und erreichten Pforzheim in der Nacht zum 25. September um 2.30 Uhr.
Text: Frank Hirschfeld
Fotos: Dr. Erwin Kuntschner