Eröffnungsrede Claus Kuge
Matinee zur Stadtgeschichte
am Sonntag, 24. Juni 2012, 11.15 Uhr

“Bau- und Belegungsgeschichte der Buckenbergkaserne Pforzheim”
mit Hagen Franke

Die Militärgeschichte, die Geschichte des Militärs also, ist auch immer eine Geschichte der Gewalt.
Die Militärgeschichtsschreibung jedoch, mit der wir uns heute befassen, beschäftigt sich nicht vordergründig mit der Darstellung und Wiedergabe von Gewalt.

In der modernen Militärgeschichtsschreibung, die unser Autor Hagen Franke vertritt, stehen auch andere Aspekte wie z.B. die geo-strategische Lage im Vordergrund. Auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Gesichtspunkte fließen in diese Betrachtungsweise ein.

Hagen Franke gehört u.a. dem internationalen Arbeitskreis der Militärgeschichte an, in dem auch akademische Vertreter aller deutschen Lehrstühle für Militärgeschichte vertreten sind.

So bewegt sich Hagen Franke im Kontext der modernen Militärgeschichtsschreibung.

Hagen Franke ist es gelungen mit seinem Buch „Militär in Pforzheim“ – dessen martialischer Titel vielleicht thematisch gesehen, etwas irreführen ist – ein Geschichtsbuch über die Region Pforzheim verfassen.

Es ist die Leidensgeschichte der Region. Die Stadt Pforzheim und ihr Umland litten nämlich über Jahrhunderte hinweg immer wieder unter Durchzügen, Plünderungen, Eroberungen und Zerstörungen. Heere fast aller Länder wälzten sich auf Grund der geografischen Lage der Stadt zahlreich über die Straßen unserer Heimat. Verteidigungsanlagen, wie die Eppinger Linie beispielsweise, sind noch heute erhaltene militär-historische Zeugnisse, aus der kriegsbetonten Vergangenheit Europas.

Die Stadt Pforzheim selbst verdankt ihren Stadtnamen einem militärhistorischen Vorgang:

es war eine römische Militärstation. Ca. 90 n.Chr. bauten die Römer eine Militärstraße von Straßburg aus, über Pforzheim nach Bad Cannstadt.

Die Siedlung Portus hatte durchaus auch eine unmilitärische lokale Bedeutung, wie man durch das spinnennetzartige Straßennetz um die Siedlung weiß. Handwerker, Kaufleute und Landwirte stellten das Gros der Bevölkerung dar.

Die Hauptfunktion der Römerstraße, die durch Pforzheim verlief, bestand darin, die starke Militärbasis Straßburg mit dem Straßenknoten der Fernstraßen im Neckartal und den Kastellen am Neckar-Limes zu verbinden. Vornehmlich also, um schnell Legionäre aus dem Hinterland an die römische Imperiumsgrenze zu bringen.

Prof. Dr. Hanspeter Becht, Leiter des Stadtarchivs Pforzheim vermutet, dass um 1179/1180 der Prozess des Stadtwerdens einsetzte und die Ummauerung der Stadt um 1290 abgeschlossen war. Zum Schutz und der Verteidigung von damals rund 1100-1200 Einwohnern.

Auch im Mittelalter kam der Stadt geografisch eine wichtige Lage zu, für Militärbewegungen und Handelsweg. Pforzheim lag und liegt wie ein Fadenkreuz zwischen der West-Ost-Linie Paris-Nancy-Nürnberg und der Nord-Süd-Linie von Frankfurt am Main über Ulm, Bodensee, Chur in der Schweiz, dem Slügenpass bis Rom.

Dieser Wegverlauf ist auf mittelalterlichen Karten festgehalten.

Nicht zu Letzt seiner Lage und dem Reichtum an Holz aus dem umgebenden Schwarzwald verdankt Pforzheim seinen wirtschaftlichen Aufstieg im Mittelalter und seine Residenzwerdung durch Ernst Markgraf von Baden im Jahr 1535 bis 1565.

Mein Vorwort würde zu weit führen, Ihnen jetzt die Zerstörung Pforzheims (1618-1648) im 30-jährigen Krieg in dem die Stadt 1/3 ihrer Bevölkerung verlor und in dem pfälzischen Erbfolgekriegen (1688-1697) zu schildern.

Jedoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die erste komplette und folgenschwere Zerstörung Pforzheim bereits 1689 unter dem französischen General Melac erfolgte und 2 weitere in den Jahren 1692 und 1693. Schloss, Schlossberg und Innenstadt wurden zerstört und abgebrannt. Und es dauerte bis ins 19. Jahrhundert ehe sich Pforzheim wieder erholte und kometenhaft zur Goldstadt aufstieg.

Noch im Jahr 1809, also zu Beginn des 19. Jhd. musste Pforzheim im Jahr 1809 den Durchmarsch Napoleons ertragen.

Erst nach Ende der Napoleonischen Kriege, bis zu Beginn des 1. Weltkriegs, entwickelte sich unsere Kommune von der 4.000 Seelen starken Provinz-Kleinstadt zur wirtschaftlich zweit-stärksten Stadt im Großherzogtum Baden mit über 50.000 Einwohnern. Dank dem Mut, Wille und der Entschlossenheit seiner Bürger.

Jetzt sind wir nach 2.000 Jahren Stadtgeschichte im Kurzraffer bei unserem heutigen Thema angelangt:

Hagen Franke stellt uns die Geschichte der Buckenbergkaserne und die Geschichte des 111. Regiments im 20. Jhd. vor.

Dazu möchte ich auch besonders den Bundeswehr-Major der Reserve Marco Albrecht aus Huchenfeld erwähnen, der Hagen Franke bei seinen Recherchen unterstützt hat und seinerseits ebenfalls wichtige Beiträge für das Buch verfasst hat.

Jetzt Bühne frei für den Vortrag von Hagen Franke.

 

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